26. April 2024

Der kubanische „Plan B“?

Die Unsicherheit Kubas über den Gesundheitszustand und die Wiederwahl des venezoelanischen Präsidenten Hugo Chávez ist enorm. Venezuela ist derzeit mit Abstand Kubas größter Handelspartner und subventioniert etwa seit dem Jahr 2000 Öllieferungen nach Kuba im Austausch gegen medizinisches Personal. Diese – zumindestens ökonomisch – uneigennützige Hilfeleistung hat der kubanischen Volkswirtschaft in den letzten Jahren das Überleben und eine leichte Entwicklung gesichert und rührt sicherlich auch aus dem engen Verhältnis Fidels zu Chávez. Mittelfristig allerdings wird sich Kuba nicht an Subventionen aus dem Ausland gewöhnen wollen, denn deren Zuverlässigkeit ist fraglich. Zwar stehen die Chancen für einen Wahlsieg Chávez‘ derzeit nicht schlecht, dennoch ist der Partei klar, dass Kuba in Zukunft auch ohne ausländische Hilfe zurecht kommen muss.

Derzeit wird stark über die Weiterentwicklung des kubanischen Wirtschaftsmodells nachgedacht, viele ausländische Analysten haben dabei Vietnam im Blick. Durch die Maßnahme, mittelständische Staatsbetriebe in Kooperativen umzuwandeln ist Spekulationen über große Kapitalkonzentration in Privathänden allerdings der Boden entzogen worden. Woher soll allerdings dann in der Zeit nach Chávez das Kapital stammen? Zum einen arbeitet man in Havanna stark an den Beziehungen zur VR China. Nach einem Kredit zur Modernisierung des Gesundheitswesens wurde erst neulich ein Abkommen zur Verbesserung des Austauschs von Handelsinformationen abgeschlossen. China, Kubas zweitgrößter Handelspartner, ist dabei vor allem in Sektoren wie Zucker, Nickel, Transport, Gesundheit, Biotechnologie und Bildung in Kooperationen interessiert.

Auch wenn alle bisherigen Bohrungen erfolglos blieben sind an der Förderung des Öls im Golf von Mexico zahlreiche Länder beteiligt. Aus Russland gibt es bisher schon Zusagen über weitere Ölinvestitionen von 2,5 Milliarden US$. Auch Brasilien wird in Zukunft wichtiger Handelspartner bleiben, der Hafenausbau von Mariel wird 2013 abgeschlossen sein. Der kubanische „Plan B“ für eine Zeit nach Chávez, könnte also, sollte es ihn überhaupt geben, eine Diversifizierung der Handelspartner insbesondere in Richtung Brasilien, China und Russland vorsehen. Gleichzeitig läuft dabei der Kampf gegen die Korruption ohne Ausnahme weiter. Am Dienstag wurden 12 ehemalige hochrangige Regierungsbeamte zu mehrjährigen Haftstrafen wegen Korruption in großen Staatsunternehmen u.a. beim Nickelbergbau verurteilt. Darunter sind auch ehemalige Vizeminister. Diese unangenehme Phase ist allerdings für die kubanische Ökonomie derzeit dringend notwendig, um gute Grundlagen für eine funktionierende Wirtschaft zu legen in der keine Selbstbedienungsmentalität vorherrscht wie in vielen anderen Entwicklungsländern.

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