Gut einen Monat nach Beginn der Währungsreform werden die Schlangen (nicht nur) vor den Arbeitsämtern auf Kuba immer länger. Inzwischen sind so gut wie alle Stellen, die der Staat Anfang des Jahres ausgeschrieben hatte, bereits vergeben. Angesichts der gestiegenen Lebenshaltungskosten hat sich der Druck zur Aufnahme einer Beschäftigung auf der Insel erhöht. Mit der bisher umfangreichsten Öffnung der „Arbeit auf eigene Rechnung“ (span.: Cuentapropismo) will Kubas Regierung neue Stellen im Privatsektor schaffen und kann damit zugleich einen wichtigen Meilenstein ihrer Reformagenda abhaken.
Seit 2010 werden privatwirtschaftliche Aktivitäten auf Kuba über eine Liste geregelt, die zuletzt 127 genau spezifizierte erlaubte Tätigkeiten beinhaltete. Deren Tage sind gezählt. Stattdessen wird das sozialistische Land jetzt den umgekehrten Weg gehen und eine kompakte Liste von Berufen führen, die explizit dem Staatssektor vorbehalten bleiben. „Von den mehr als 2.000 Aktivitäten des nationalen Berufsindexes, die jetzt auf eigene Rechnung ausgeübt werden können, sind lediglich 124 teilweise oder vollständig limitiert“, erklärte Arbeitsministerin Marta Elena Feito am vergangenen Freitag. Was wird sich damit alles ändern? In einer Sondersendung zu dem Thema gaben Regierungsvertreter die wichtigsten Eckpunkte bekannt:
- Sämtliche 2110 Tätigkeiten des kubanischen Berufsindexes (→ Classificador Nacional de Actividades Económicas) kommen jetzt prinzipiell für private Geschäftsgründungen in Frage.
- Der Index teilt sich in 21 Oberkategorien (z.B. Baugewerbe, Landwirtschaft) auf und listet unter verschiedenen Subkategorien die konkreten Tätigkeiten (z.B. Errichtung von Wohngebäuden, Asphaltierung, Anbau von Mais, etc.), welche mittels einer vierstelligen Nummer identifiziert werden. Neu ist, dass bei der Geschäftsanmeldung jetzt nicht mehr eine genaue Tätigkeit angegeben werden muss, sondern es reicht z.B. die Angabe, dass man eine Firma im Baugewerbe gründen möchte. Erlaubt ist alles in der jeweiligen Branchenkategorie, was nicht auf der 124 Punkte umfassenden Negativliste enthalten ist. Diese wiederum bezieht sich immer auf ganz konkrete Tätigkeiten innerhalb der Branche. „Eine Aktivität, ein Land, passt nicht in eine Norm. Deswegen werden wir jetzt jeden Projektvorschlag als solchen prüfen“, so Feito.
- Die 2018 zwischenzeitlich eingeführte Beschränkung, nach der maximal eine Geschäftslizenz pro Person gehalten werden darf, entfällt. Diese hatte zu der absurden Situation geführt, dass beispielsweise Friseursalons ihren Kunden keinen Kaffee anbieten durften, weil dafür eine gesonderte Bewirtungslizenz von Nöten gewesen wäre. Jetzt können wieder mehrere Geschäfte pro Person geführt werden.
- Die Negativliste (PDF) umfasst vor allem Berufe der traditionell staatlichen Tätigkeitsfelder wie Bergbau, Gesundheitswesen, Medien, Militär, Zuckerindustrie, Großhandel, Wasser- und Energiewirtschaft. Aber auch in den klassischen Staatsdomänen gibt es Ausnahmen. Die Ministerin nannte als Beispiel das Bildungswesen, in welchem folgende Berufe jetzt auch „auf eigene Rechnung“ ausgeübt werden können:
- Kinderbetreuung, Nachhilfe, Musik- und Kunstunterricht, Sprachlehrer / Übersetzer, Stenographie-Tätigkeiten und Fahrschulen
- Keinerlei Einschränkungen beinhaltet die Liste für Projekte im Baugewerbe. Auch die Branchen Landwirtschaft und herstellende Industrie führen nur wenige Tätigkeiten als explizit verboten auf.
- Die Ausgabe und Verwaltung der Lizenzen soll unbürokratischer erfolgen. Aus diesem Grund wird das bereits aus dem Gebiet der ausländischen Investitionen bekannte „One-Stop-Shop“-Verfahren (ventanilla única) zum Einsatz kommen: sämtliche Behördengänge werden an einer Stelle bearbeitet. Statt durch das Ministerium sollen Lizenzen künftig auf kommunaler Ebene genehmigt und von der jeweiligen Provinz betreut werden.
- Ab Januar können private Betriebe 100 Prozent ihrer Ausgaben (bisher je nach Branche zwischen 60 und 80 Prozent) steuerlich geltend machen. Eine weitere Reform des Steuersystems soll folgen und dabei insbesondere kleine Betriebe entlasten. Der Bußgeldkatalog wurde mit der Währungsreform ebenfalls aktualisiert, der Verkauf von privat importierten Materialien bleibt verboten. Mit den größeren wirtschaftlichen Freiheiten steige auch die Verantwortung des Privatsektors vor dem Fiskus und den Gesetzen, heißt es aus dem Wirtschaftsministerium.
- Derzeit würden die entsprechenden Gesetzesdokument erbeitet, die bis Ende Februar fertig sein sollen. Bis dahin könne sich jedoch noch der ein oder andere Punkt auf der Liste ändern. Wie Feito versprach, wird auch in der finalen Fassung keiner der bisher erlaubten Berufe enthalten sein.
- Nach Veröffentlichung der Gesetze müssen sich sämtliche privaten Geschäfte in Kuba binnen 12 Monaten neu registrieren. Dies soll jedoch relativ unkompliziert vonstatten gehen und nicht dazu dienen, bereits etablierten Firmen die Erteilung einer neuen Lizenz zu verweigern, so Feito. Niemand muss also fürchten, dass sein Geschäft jetzt geschlossen wird.
Mit der Öffnung des Privatsektors ist Kubas Regierung dabei, wie bereits im August angekündigt, einen wichtigen Aspekt des angestrebten neuen Modells zu implementieren: die Erweiterung der Rolle des Privatsektors. Statt wie bisher nur einen kleinen Teil der Wirtschaft für private Geschäfte zu erlauben, sind der Kreativität jetzt nur noch wenige Grenzen gesetzt. Damit will Kuba ungenutzte Potentiale bei der Produktivkraftentwicklung entfalten und die lokale Produktion diversifizieren.
Interessant ist in diesem Kontext die Ankündigung des Telefonversorgers ETECSA, demnächst mit der Vermietung von Servern an Geschäftskunden zu beginnen. Auch der Beruf des Programmierers, lange Zeit Tabu im Privatsektor, wird erlaubt. Zusammen mit dem massiven Ausbau des Internetzugangs in den letzten Jahren und dem Start des ersten Technologieparks sind damit alle Zutaten für das Wachstum der kubanischen IT-Branche gegeben: Ein Bereich, bei dem das vorhandene Potential und die reale Wertschöpfung bisher in besonders krassem Missverhältnis zueinander stehen.
Die Währungsreform hat dieses Jahr erstmals Bedingungen geschaffen, unter denen Staats- und Privatbetriebe im selben monetären Umfeld und damit unter insgesamt ähnlichen Rahmenbedingungen operieren. Die angestrebte Verzahnung sämtlicher Akteure, schon seit Jahren von Kubas Reformkommission diskutiert, wird damit möglich. „Es gibt nur eine einzige Wirtschaft. Wir machen jetzt einen Schritt in die Richtung, dass der Plan sämtliche Akteure dieser Wirtschaft anerkennt. Es gibt kein wir oder sie mehr“, fasste Wirtschaftsminister Alejandro Gil die neue Denkweise zusammen.
Die Änderungen stellen ohne Zweifel die weitreichendste Öffnung des Privatsektors in der jüngeren kubanischen Geschichte dar. Der Ökonom Ricardo Torres vom Studienzentrum zur kubanischen Ökonomie (CEEC) in Havanna begrüßte die Reform, auch wenn sich diese „leider zu lange verzögert“ habe, so Torres. Seit Januar haben mehr als 81.000 Personen auf den Arbeitsämtern aufgeschlagen, rund die Hälfte von ihnen konnte vermittelt werden. Der Druck wird in den nächsten Monaten und Jahren weiter zunehmen, da viele Staatsunternehmen mit der neuen Kostenstruktur seit Januar eher Stellen abbauen dürften, als weiteres Personal einzustellen. Die Maßnahme sei deshalb ein „wichtiger Schritt zur Schaffung neuer Arbeitsplätze im Kontext der Währungsreform“, erklärte Wirtschaftsminister Gil.
Mittelfristig gesehen dürfte das Ende der Positivliste die Grundlage für die geplante Einführung eines rechtlichen Rahmens für Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) bilden. Seit der Ankündigung vom vergangenen Sommer wurde es bisher still zu dem Thema. Damals wurde zunächst der Außenhandel für private Betriebe geöffnet und nach dem Motto „erstmal machen lassen“ angekündigt, im Nachhinein die passenden Gesetze für deren fortschreitende Professionalisierung nachzuliefern. Die jetzige Reform weist in eine ähnliche Richtung. Womöglich will die Regierung zunächst beobachten, wie der Privatsektor von den neuen Möglichkeiten gebrauch macht, um danach einen passenden juristischen Rahmen bereitzustellen – was einem Paradigmenwechsel gleichkäme: bisher wurde privatwirtschaftliche Tätigkeit in Kuba immer vom anderen Ende her gedacht, also zunächst umfangreich reguliert und dann Schritt für Schritt mehr erlaubt. Das Thema KMU dürfte indes spätestens auf dem nächsten Parteitag Mitte April wieder aufs Trapez gebracht werden.
Ob Kubas Privatsektor die angedachte neue Rolle tatsächlich wird ausfüllen können, hängt neben dem Stand des Mentalitätswandels der kubanischen Behörden und der insgesamten Performance der Wirtschaft in diesem Jahr auch von den Maßnahmen der neuen US-Regierung ab. Viele private Firmen sind direkt von den unter Trump immer weiter verschärften Einschränkung bei Geldsendungen, Reisen und Exporten betroffen. Im April 2020 musste beispielsweise die private Modefirma „Clandestina“ in Havanna ihren Onlineshop aufgrund von US-Finanzsanktionen wieder schließen. Auch hier gilt: „The proof of the pudding is in the eating“.
Aktuell arbeiten auf Kuba 600.000 Personen „auf eigene Rechnung“, etwa 13 Prozent der Erwerbstätigen. Mehr als zwei Drittel sind Mikrounternehmen, die unter einem vereinfachten Steuersystem operieren. Bedingt durch die Corona-Pandemie haben derzeit 250.000 Cuentapropistas ihre Lizenzen temporär suspendiert.
Weitere Infos:
Hochinteressant!
Riecht ja echt danach, dass die jahrzehntelange KMU – Handbremse sukzessive gelöst werden soll…dieses Jahr wird ja echt total spannend!
Ich fürchte, für diese Reform ist der Zug schon lange abgefahren. Ich bekam heute Preise mitgeteilt, bei denen mir jedes einzelnen Körperhaar emportgestiegen ist. Ich bin gespannt, wie lange das noch geht? Das halten selbst die hartgesottensten Cubaner nicht mehr durch: Ein Kilo Kaffee für 700 Pesos bei einem Minestlohn von 2.100 Pesos! Das ist ja noch schlimmer als vor der Währungsreform. Die Subventionen fallen weg. Die Kosten donnern mit brachialer Gewalt auf das Volk nieder. Bei manchen reicht der Lohn nicht für die Stromrechnung! Ich frage mich, was mit dem Geld geschieht, das man nun für die Subventionen spart und in welchen Taschen es versickert? Ich fürchte, der sozialistische Traum ist auch für Cuba bald zu Ende geträumt, denn so kann ein Land nicht wirtschaften und der Bevölkerung Wohlstand versprechen. 1 + 1 ist noch immer 2 und bleibt es auch für die cubanische Regierung, die gerne 1 + 1 = 4 daraus machen würde. Die Lage stimmt mich sehr traurig, vor allem für das schwer geprüfte Volk, dass es aushalten muss und keine Alternative hat. Selbstständigkeit? Womit denn? Es gibt ja nichts!
Solange die kubanische Regierung das Monopol auf Importe behält, wird sich überhaupt nichts positiv verändern. Es mangelt an ALLEM! Die Regierung baut Hotelpaläste, für die es keine Touristen gibt. Alle importierten Güter werden zu Wucherpreisen verkauft…sofern überhaupt vorhanden. Die meisten Lebensmittel, die es überall auf der Welt zu kaufen gibt, abgesehen von Kriegsgebieten, gibt es in Kuba nicht, weil das die Regierung nicht interessiert….angeblich sind die USA schuld….lächerlich! Keine Ökonomen vorhanden….keinerlei ökonomische Ausbildung der Regierenden und Beamten…jeder kann das Ergebnis sehen…Währungsreform in den billigen CUP…kann jeder fälschen…Spielgeldqualität…Öffnung für Touristen ohne jegliche Tests oder Quarantäne…….das Ergebnis hat Kuba jetzt….Warum läßt sich mein geliebtes Kuba nicht endlich von Experten beraten? Es ist alles so traurig..hoffnungslos…..Mit Ideologie läßt sich nicht mal ein Blumentopf gewinnen…China, als „kommunistisches Land“ hat bewiesen, wie man erfolgreich sein kann…..
Das Schlimmste, was der cubanischen Regierung passieren kann, ist die Aufhebung sämtlicher Embargos. Das wird von den Herren in La Habana wie die Pest gefürchtet, da dann nämlich die Unfähigkeit zu Tage tritt und man keinen Sündenbock mehr hat, auf den man das Desaster abwälzen kann. Die wirtschaftliche Misere ist nur zu einem geringen Teil den Embargo geschuldet, umso mehr aber einer jahrzehntelangen Misswirtschaft, für die es nun wohl endgültig die Quittung gibt, denn das Land ist de facto pleite! Auf den Tourismus zu setzen, ist Illusion.
Es macht mich traurig, wenn ich so die einzelnen Kommentare lese. Es zeigt doch, wie wenig Wissen über die Zusammenhänge eines Gesellschaftssystem bekannt ist. Ja, wo soll es auch herkommen? In der Schule wird kaum über Sozialismus gesprochen. Auf Google und Co. muss man schon tief wühlen, um irgend etwas zu finden. Ist klar. Die westliche Welt wäre ja blöd, die vielen Interessierten aufzuklären. Ist der Sozialismus ja der Hauptfeind.
Viele verstehen das Ganze vielleicht auch einfach als Spiel. Doch hier geht es um Krieg.
Cuba kämpft um das Überleben, und hier wird sinnlos discutiert, ob sich der Staat etwas in die Tasche steckt. Ja was sollen die sich in die Tasche stecken. Es ist doch nichts da. Wenn einer helfen will, dann kann er dort Urlaub machen und Geld ausgeben.
Es kann auch jeder mal versuchen, ein Schiff mit Lebensmitteln nach Cuba zu schicken. Dann merkt er gleich, was eine Blokade, von den USA verhängt, bedeutet.
Dummschwätzer braucht es nicht.
Über Sozialismus ist hinreichend bekannt, dass er nirgendwo Wohlstand und Freiheit gebracht hat, da er nicht umsetzbar ist. China bildet eine Ausnahme als Wirtschaftsdikatur. Ein Schiff voll Lebnsmittel schicken? Es kommt ja nicht einmal ein Postpaket an, sondern geht „perdido“ – „verloren“..Wo bleibt das Geld, dass man nunmehr nicht für Subventionen ausgeben muss? Dem cubanischen Volk kommt es nicht zugute. Seit Dezember werden Geldüberweisungen zurückgehalten und von FINCIMEX nicht auf den AIS-Karten gutgeschrieben! Keine Bank und kein Überweisungsportal wie beispielsweise FONMONEY unterstützt dieses „Verschwinden“ mehr, da die für „nicht angekommene“ Überweisungen haftbar und nach 3 Monaten erstattungspflichtig sind. Diese Finanzpolitik ist schlcihtweg eine Sauerei, die das Volk ausbanden muss.Und wenn jemand kämpft, ist es die Regierung um Glaubwürdigkeit. Überall macht sich nun Unruhe breit, auf die der Staat mit gesperrten Webseiten regagiert. Cuba libre especial halt! Dieser ideologische Kampf wird auf dem Rücken der Bevölkerung ausgtragen. Nein, ich bin kein Feind des Solzialismus. Die Geschichte jedoch hat hinreichend bewiesen, dass es nicht funktioniert. Gibt es einen Gegenbeweis – außer der Wirtschaftsdiaktur China? Cuba ist defacto pleite, da es nirgendwo mehr Kredit bekommt. Wer mag denn schon Waren liefern, die nicht bezahtl werden? Und wo bleibt China als sozialistisches Land? Es wäre für diese Wirtschaftsmacht ein Klacks, Cuba aus dem Dreck zu ziehen. Aber so weit ist es dann mit dem Sozialismus nicht her, denn auch China möchte Cash. Das sind unbestrittene Tatsachen und ein wirkliches Trauerspiel. Das cubanische Volk – unglaublich tapfer und duldsam – hätte mehr Ehrlichkeit verdient als Versprechungen, die nie gehalten werden können – auch nicht mit aufgelassenem Embargo!
Klaus ich bin Kubaner, ich glaube nicht das sie Kuba verstehen, noch auch in Zukunft verstehen werden. Sie haben die kubanische Propaganda erfolgreich geschluckt und hier wieder gegeben was der Staat auf der Welt propagiert.
Die USA ist nicht für das wohl der Kubaner verantwortlich, sondern die kubanische Regierung, die Regierung die dem Wohlstand im Land verbietet,
die freie Meinung unterdrückt und die Opposition einsperrt und foltert.
Bezüglich auf das ,, Geld in die Tasche stecken der kommunistischen Elite des Landes “ die Hotels, die sie bauen sind, dafür da um ÖL und Drogengelder zu waschen aus Venezuela die müssen nicht voll sein. Das sind aussagen von ex Mitarbeiter und Geheimdienstler, die heute in den USA im Zeugenschutz Programm stehen Ich finde, sie sollten niemanden als Dummschwätzer bezeichnen, wenn sie selbst nicht wissen, wovon sie überhaupt reden noch das Thema richtig kennen.
Kuba ist auf dem richtigen Weg. Aber das Ziel ist noch in weiter Ferne. Man kann aber auch nicht ein Land in wenigen Jahren reformieren. Das beste Beispiel ist die ehemalige DDR. Es hat fast 30 Jahre gedauert um aus der jahrelangen Misswirtschaft heraus zu kommen. In Deutschland gibt es ein Institut für Wiederaufbau. Dort sitzen viele spezialisten die sich mit dem Aufbau von Wirtschaftssystemen beschäftigen. Die ehemalige enge Beziehung zu Deutschland, könnte sicherlich Kuba helfen den Weg schneller aus der Kriese zu schaffen. Wenn die Kubanische Botschaft in Deutschland aufwacht, könnten sicherlich gute Beziehungen wieder ins Leben gerufen werden. Zumal Angela Merkel eine Frau aus der ehemaligen sozialistischen DDR ist.
Das ist eine sehr schöne und sicherlich gut gemeinte Illusion. Die DDR ist nie aus ihrer Misswirtschaft herausgekommen und der Sozialismus am Ende daran zerbrochen. Der Staat war defacto bankrott. Gleiches gilt für Polen und Tschechien. Bulgarien und Rumänen stecken noch tief in den sozialistischen Fragmenten und kommen nicht voran. Frau Merkel weiß, aus welchem System sie kommt und wird mit Sicherheit keinem Volk zumuten, in einem solchen leben zu müssen. Man muss schon sehr gutgläubig sein. Cuba hat vor mehr als 60 Jahren mit „Reformen“ begonnen und ist in einem totalitären System hängengeblieben. So schlecht ist die Beziehung zu Deutschland nicht, und wir würden, ebenso wie Frankreich und Spanien, sicherlich gerne Waren liefern, da wir damit nicht dem US-Embargo unterliegen. Es gibt ja auch Länder, die Liefern, sonst hätte Cuba ja nichts. Nur: Die Lieferungen müssten auch bezahlt werden. Seit Jahren kann Cuba seine Auslandskredite nicht mehr bedienen. und muss 95% seines Bedarfs importieren. Irgendwann ist Ende der Fahnenstange, wenn ich nur nehme und nicht bezahle. Man kann kein Land mit Rum und Zigarren ernähren! Mit Zwang und Strafandrohung wegen überhöhter Preise versucht die Regierung die Wirtschaft zu steuern, möchte eine Pseudo-freie-Marktwirtschaft, die aber in einer Parteidiktatur nicht funktionieren kann. Das kann nicht gutgehen! Die Versäumnisse kann auch die beste „Beratung“ nicht gutmachen. Nur eine gründliche parlamentarisch freiheitlich und demokratische Staatsreform, die von der restlichen Welt unterstützt wird, kann das ändern. Russland hat einen Goßteil der Schulden erlassen. Diesem Beispiel würden sicherlich andere Staaten folgen, nicht aber das System unterstützen, das Freiheit verspricht und sein Versprechen nicht gehalten hat. Das cubanische Volk hat Besseres verdient. Die Währungsreform ist der Weg zum wirtschaftlichen Kollaps.
Als Kubaner kann ich nur sagen sie haben voll ins Schwarze getroffen! Respekt und danke, dass sie sich die Zeit genommen haben aufzuklären, sie haben es verstanden was da eigentlich vorgeht. Die meisten Leute haben nicht das nötige Intellekt um wirklich tiefgründig über das Thema KUBA zu recherchieren geschweige den ordentlich nachzudenken.
@riveronguzman95:
Heute wieder ein Hilferuf. Mein Freund hat ein krankes Kind zu Hause und bekommt in ganz Cárdenas nicht ein lumpiges Medikament, das in der westlichen Welt überhaupt kein Diskussionsthema ist. Das Kind war im Krankenhaus – wohin die Familie sogar das Essen hingebracht hatte, da es dort nicht Ordentliches gab – und dieses Kind wurde ohne Medikation nach Hause geschickt. So weit zu dem hochgelobten Gesundheitssystem. Die Cubaner sind das hochgebildeteste Volk in Zentralamerika. Es gibt auch hervorragende Ärzte und Wissenschaftler. (Die als Devisenbringer ins Ausland vermietet werden und dafür einen Hungerlohn bekommen!) Diese bestens ausgebildeten Menschen sind in die Tourismusbranche geflüchtet, weil sie von den Trinkgeldern besser lebten als von den staatlichen Löhnen. Durch die wahnwitzige Inflation (100 CUP für ein halbes Kilo Schweinefleisch!) hat sich das auch nicht geändert. Nun fehlt der Tourismus und es geht allen Cubanern schlecht.
Hinzu kommt die Pandemie. Von Impfung wird geredet. Es gibt aber kein Vakazin. Da blieb die Forschung auch stecken, wenngleich die Regierung schon im vergangenen Jahr lautstark getönt hatte, als eine der ersten einen Impfstoff auf den Markt zu bringen. Nun fehlen die Devisen, um Vakazine zu kaufen. Man darf nur hoffen, dass sich ein paar Staaten erbarmen und quasi als Spende liefern, denn die Herren in Havanna ersticken in ihren Schulden – wobei sie natürlich nicht nach ein paar Hähnchenschlegeln und einem Joghurt Schlange stehen müssen…
Man mag mir glauben, ich weiß wie man in Cuba lebt. Die täglichen Nahrungsmittel zu beschaffen, ist oft eine Tagesaufgabe. Zur Selbstständigkeit: Mein Freund hat eine kleine Pizzeria eröffnet und mussste sie wieder schließen, weil er kein Material bekam oder es so teuer kaufen musste, dass nicht übrig geblieben ist, weil er die Pizzen ebenfalls teuer verkaufen musste. Das klappte nicht. Diese neue Selbstständigkeit ist ein weiterer Schritt, die Verantwortung der maroden Wirtschaft auf das Volk abzuwälzen, wobei nun jeder einzelne versuchen soll, den Karren aus dem Dreck zu ziehen. Dabei bleiben ihnen nur ein paar Pesos, denn Arbeitsplätze mit eingermaßen ordentlicher Bezahluing sind rar. Spitzenlöhne bleiben nur der sozialistischen Oberschicht vorbehalten.
Da wird mir Dummschwätzerei und Bildungsmangel nachgesagt und mir der Sozialismus als Feindbild vorgeworfen. Das ist kein Feindbild für mich, sondern ich betrachte es nüchtern und stelle fest, dass es – außer in der Diaktur China – nirgendwo auf der Welt Freiheit und Wohlstand gebracht hat. Alle sozialistischen Staaten sind an Mangel und Unterdrückung gestorben. Der Zusammenbruch des Weltkommunismus ist Fakt. Nur noch wenige Staaten schrammen am Existenzminimum entlang und schnappen wie die Fische auf trockenem Land. Der Kapitalismus mag auch nicht das Non-Plu-Ultra sein, und es wird auch kein perfektes System geben können. Aber in Frieden, Freiheit und Wohlstand zu leben, ist durchaus eine Erungenschaft unserer existenten demokratischen Systeme.
Es ist gut, dass jeder Cubaner seine Tricks hat, durch das Leben zu kommen. Aber die verrate ich an dieser Stelle nicht …