19. März 2024

Corona-Update (24): Im Westen nichts neues

Vor etwas mehr als zwei Jahren hat die Corona-Pandemie Kuba erreicht: Am 11. März 2020 wurden die ersten Fälle von einer italienischen Reisegruppe gemeldet. Seitdem hat die Insel mehrere Phasen der intensiven Kontrolle über das Virus und des zeitweisen Verlusts derselbigen erlebt und eigene Impfstoffe entwickelt. Deren hohe Wirksamkeit gegen Omikron ist derzeit wesentlich dafür verantwortlich, dass sich die aktuelle Pandemielage auf Kuba als entspannt bezeichnen lässt. Schon seit der Öffnung der Grenzen im vergangenen Winter ist Urlaub auf Kuba wieder möglich. Am 5. Januar sind neue Regelungen in Kraft getreten, nach denen für die Einreise ein negativer PCR-Test plus Impfzertifikat notwendig sind. Am 13. Februar hat das Auswärtige Amt aufgrund der fallenden Inzidenz seine Reisewarnung aufgehoben. Kuba ist seitdem kein Hochrisikogebiet mehr. In den letzten Tagen war wieder ein leichter Anstieg der Fallzahlen zu beobachten, allerdings von einem niedrigen Niveau ausgehend. Dennoch: viel hat sich seit dem letzten Update nicht verändert, außer, dass zunehmend wieder andere Themen als das Virus den Alltag auf Kuba bestimmen.
Update vom 4. April: PCR-Test und Impfnachweis sind ab dem 6. April für die Einreise nicht mehr notwendig.

  • Bis zum 28. März wurden auf Kuba insgesamt 1.088.638 Personen positiv auf SARS-CoV-2 getestet+621 zum Vortag, darunter 103 in Mayabeque, 102 in Ciego de Ávila und 64 in Holguín. 8510 Personen sind an den Folgen des Virus gestorben, zum Vortag kamen keine Todesfälle hinzu. 25 Personen befinden sich zur Gesundheitsüberwachung in medizinischen Einrichtungen, 1.075.430 gelten als genesen. Die Anzahl der aktiven Fälle liegt derzeit bei 3.787, davon werden 24 intensivmedizinisch behandelt. Die Fallsterblichkeit ist auf 0,78 Prozent leicht gesunken.
  • Kuba hat die COVID-19-Pandemie unter Kontrolle und wird dies den Prognosen zufolge auch weiterhin tun. Wir befinden uns jedoch nicht in einer Blase, sondern sind den weltweiten Entwicklungen ausgesetzt“, lautet die aktuelle Einschätzung des kubanischen Expertengremiums zur Pandemie. Auch die kubanischen Impfstoffe sind nicht steril (d.h. Übertragungen finden statt) und das Auftreten neuer Varianten wird von den kubanischen Virologen als wahrscheinlich eingeschätzt. Das öffentliche Leben hat längst wieder an Fahrt aufgenommen, etwaige Risiken dabei will die Regierung auf jeden Fall vermeiden. Deshalb wird an der überall im öffentlichen Raum geltenden Maskenpflicht auf Kuba wohl noch längere Zeit festgehalten werden. Das Ende dieser (quasi einzig noch bestehenden) Maßnahme ist momentan nicht in Sicht.
  • Die 7-Tage-Inzidenz pro 100.000 Einwohner ist seit dem letzten Corona-Update von 284,9 (17. Januar) auf 72,09 (27. März) stark gefallen, steigt seit dem jüngsten Tiefststand von 45 am 6. März allerdings wieder leicht an. Die Anzahl der durchgeführten PCR-Tests ist im selben Zeitraum von 36.800 auf 8310 ebenfalls zurückgegangen. Zum Vergleich: Im März 2021 wurden rund 18.000 PCR-Tests pro Tag durchgeführt.

Impfkampagne

Kubas Boosterkampagne bis März 2022
Kubas Boosterkampagne im Vergleich (Quelle: OWID)
  • Bis zum 28. März haben 93,9 Prozent der KubanerInnen mindestens die Erstimpfung erhalten. Vollständig geimpft sind 89,4 Prozent. Damit liegt Kuba bei der Corona-Impfung nach den Vereinigten Arabischen Emiraten und Portugal weltweit an dritter Stelle. Insgesamt wurden bislang 35,3 Mio. Impfdosen verabreicht. Im Dezember wurde mit Auffrischungsimpfungen begonnen, mittlerweile sind 55 Prozent der Bevölkerung geboostert. Am 9. Februar hatte erstmals mehr als die Hälfte der Bevölkerung die vierte Impfung (die Grundimmunisierung umfasst in Kuba 3 Dosen) erhalten. Die Zahl der täglich verabreichten Impfungen hat sich in den vergangenen Wochen bei rund 12.000 eingependelt. Trotz mehrfacher Initiativen von Seiten der Regierung, die Boosterkampagne zu beschleunigen, kommt diese nur schleppend voran. Über die Gründe wurde offiziell nichts verlautbart, daher lässt sich nur spekulieren. Fehlende Vakzine dürften keine Rolle spielen, sondern vermutlich eher nachlassende Impfbereitschaft und / oder logistische Probleme.
  • „Abdala“ wird bei der WHO vorstellig: Bis Ende des Monats will Kubas Zentrum für Gentechnik und Biotechnologie (CIGB), den Impfstoff „Abdala“ zwecks Zulassungsverfahren bei der Weltgesundheitsorganisation (WHO) einreichen. Ein formeller Antrag war bereits eingegangen, jetzt geht es um die weiteren Dokumente, um den Prozess anzustoßen. „Nach der Prüfung des Dossiers können die WHO-Experten unsere Produktionsanlagen inspizieren“, kündigte die CIGB-Projektkoordinatorin Miladys Limonta Fernández an. Kuba plant die Impfstoffe Abdala und Soberana 02 dieses Jahr im großen Stil zu exportieren, wofür die WHO-Zulassung hilfreich ist. Abnehmer sind bisher (unter anderem) Mexiko, Indien, Brasilien, Vietnam, Iran und Venezuela.
  • Notfallzulassung für „Mambisa“: Der nasal verabreichte Covid-Impfstoff „Mambisa“ soll nach Abschluss laufender Phase-II-Studien in Kürze eine Notfallzulassung erhalten.
  • Fortschritte in Yongzhou: Das kubanisch-chinesische Forschungszentrum in Yongzhou macht offenbar Fortschritte bei der Entwicklung eines neuen Impfstoffs, wie PCC-Politbüromitglied Roberto Morales am Rande eines gemeinsamen Theorieseminars mit der KP Chinas bekannt gab. Das „China Cuba BioCenter“ war vergangenen Juni in dem 5-Millionen-Bezirk in der Provinz Hunan eröffnet worden und widmet sich unter dem Projekttitel „Pan-Corona“ der Entwicklung neuer Vakzine gegen aktuelle Virusvarianten.
  • Preis für Kubas Impfstoffentwickler: Die Weltorganisation für geistiges Eigentum (WIPO), deren Leiter Daren Tang jüngst auf Kuba zu Gast war, hat die Entwickler der kubanischen Impfstoffe mit der WIPO-Medaille in der Kategorie Erfinder ausgezeichnet.

Weitere Entwicklungen

  • Sachspende aus Italien: Eine Materialspende italienischer Gewerkschaften hat vergangene Woche die Insel erreicht. Wie die kubanischen Abendnachrichten berichteten, umfasst die Lieferung 280 Tonnen medizinische Hilfsgüter. Nach Angaben des kubanischen Außenministers Bruno Rodríguez trafen im vergangenen Jahr 135 Spenden aus 40 Ländern in Kuba ein, vor allem Equipment für die Impfkampagne und den Kampf gegen Covid-19.
  • Medikamentenknappheit: Die Spenden kann Kuba gut gebrauchen, denn medizinische Güter und Arznei sind derzeit extrem knapp im Land. Selbst basale Schmerzmittel wie das weit verbreitete Dipirona (Wirkstoff: Metamizol) werden zumeist auf dem Schwarzmarkt gehandelt. Wie Vertreter des pharmazeutischen Sektors bekannt gaben, fehlten letztes Jahr durchschnittlich 121 der 359 Basismedikamente, also rund ein Drittel. Hauptgrund ist der Mangel an Devisen für Importe: „Die Hälfte der im vergangenen Jahr zur Verfügung stehenden Mittel wurde für die Entwicklung und Herstellung von COVID-19-Impfstoffen verwendet“, erklärte der Leiter von BioCubaFarma, Eduardo Martínez Díaz. Ab Juni soll sich die Lage jedoch etwas verbessern, entsprechende Importverträge seien bereits ausgehandelt worden.
  • Rückkehr der Großveranstaltungen: Nachdem die jährliche Buchmesse in Havanna aufgrund der Pandemie noch vom Februar auf den April verschoben wurde, scheint sich Kuba jetzt wieder für Großveranstaltungen bereit zu fühlen. Wie der zentrale Gewerkschaftsbund CTC angekündigt hat, wird es am 1. Mai wieder eine Kundgebung auf dem Revolutionsplatz geben. Auch die Handelsmesse FIHAV im November soll erstmals seit Beginn der Pandemie wieder in Präsenzform stattfinden. Den Auftakt markierte am Montag die landesweit erste Messe zur Bildung lokaler Entwicklungsprojekte auf dem Messegelände „Expocuba“ in Havanna, bei der mehr als 3100 Aussteller aus dem Staats- und Privatsektor vertreten sind.
  • Fábrica de Arte wieder geöffnet: Zum ersten Mal seit Beginn der Pandemie hat der beliebte Kultur- und Tanztempel am Donnerstag (31.03) seine Pforten für Havannas sehnsüchtig wartendes Publikum aufgesperrt. Der Eintritt kostet jetzt 250 Pesos, ebenso viel wie der Cuba libre. Bilder und Eindrücke von der Eröffnung gibt’s auf Facebook und Twitter.

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2 Gedanken zu “Corona-Update (24): Im Westen nichts neues

  1. Hat hier jemand eine Erklärung für die lächerliche aber belastende Masken Show in der Öffentlichkeit?
    Wer fliegt schon in den Urlaub in ein Land wo man bei hohen Temperaturen völlig sinnlos eine Maskenpflicht verordnet bekommt.

  2. Auf Kuba können in manchen Situationen die Mindestabstände nicht eingehalten werden, weshalb man sich wohl darauf verständigt hat, die Maskenpflicht auch im Freien zu nutzen. Einen ähnlichen Weg sind übrigens auch Spanien und Italien lange Zeit gegangen. Hinzu kommt: Die Maskenpflicht ist praktisch die einzige Maßnahme, die noch in Kraft ist. 3G/2G, Kontaktbeschränkungen, etc. gibt es auf Kuba nicht, auch braucht es keine FFP2-Maske. Angesichts der Erfahrungen mit dem raschen Einschleppen neuer Varianten, die im Falle von Delta letzten Sommer das Gesundheitssystem an seine Kapazitätsgrenze gebracht haben, will man wohl auf Nummer sicher gehen und nicht diese letzte Maßnahme jetzt schon aufheben.

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