27. April 2024

Onlineshop darf erstmals US-Fahrzeuge in Kuba verkaufen

Seit einigen Monaten zeigt sich auf den Straßen Havannas ein ungewöhnlicher Anblick: Ab und an sieht man neue Fahrzeuge aus den Vereinigten Staaten, vom General Motors Pickup über den Jeep bis hin zu großen LKW sind verschiedene Modelle darunter. Grund hierfür sind Lockerung der US-Wirtschaftsblockade, die im Mai 2022 verabschiedet wurden. Sie sehen vor, dass (ausschließlich) private Unternehmen und Selbstständige Fahrzeuge aus den Vereinigten Staaten einführen können.

Als erste erhielt im Mai dieses Jahres die US-Firma Fuego Enterprises Inc. eine Lizenz für den Fahrzeughandel. Jetzt hat das US-Handelsministerium auch dem zugehörigen Onlineshop Katapulk (→ für Hintergrundinfos siehe den Beitrag: Geld nach Kuba überweisen) eine Sondergenehmigung erteilt. Dort können bislang vor allem Lebensmittel und Haushaltswaren gekauft werden, die per Lieferservice vor die Haustür gebracht werden. Mit der neuen Lizenz wird Katapulk künftig auch Motorräder, Lastwagen, Anhänger, Busse, Baumaschinen und landwirtschaftliche Geräte sowie Teile und Komponenten für letztere vermarkten. Der Import läuft über sechs verschiedene Staatsunternehmen und Joint-Ventures, die hierfür von kubanischer Seite autorisiert wurden.

Zu den lizensierten Marken zählen Hersteller von Nutzfahrzeugen, Landwirtschaftsmaschinen und privaten PKW wie Ford, John Deere, General Motors, Volkswagen Trucks, Mercedes Benz, aber auch asiatische Marken wie Nissan, Toyota und Dongfeng. Bei den Baumaschinen sind unter anderem Bohrer, Gabelstabler, Betonmischer und Mini-Bagger erlaubt. Im Bereich der Landwirtschaft gibt die Lizenz einiges her, neben Traktoren aller Art können auch Mulchgeräte, Pflüge, Sämaschinen, Bewässerungssysteme, Getreidesilos und mehrere dutzend andere Landwirtschaftsgeräte aus den USA verkauft werden. Auch Gelenk- und Schulbusse können sowohl neu als auch gebraucht eingeführt werden, sofern sie zwischen 2018 und 2023 hergestellt wurden.

„Mit dieser neuen Lizenz reagieren wir auf die Nachfrage von Kunden, die seit langem am Erwerb von Motorrädern, Bussen und Lastwagen aller Kategorien interessiert sind. Das Wichtigste ist, dass wir damit zu einer praktischen Option für private Hersteller, Genossenschaften und KMU aus dem Agrar- und Bausektor werden“, sagte Katapulk-Gründer und kubano-amerikaner Hugo Cancio. Man werde damit „den heute in Kuba existierenden Verwaltungsformen die Möglichkeit bieten, spezielle Ausrüstungen für ihre Tätigkeit zu erwerben. All dies wird sich positiv auf ihr Wachstum und ihre Produktivität auswirken. Dies sind zwei Schlüsselsektoren der Wirtschaft, an denen wir uns auf diese Weise beteiligen wollen“, erklärte Cancio.

Katapulk ist eine Tochtergesellschaft von Fuego Enterprises Inc. mit einem Kapital von 19,1 Millionen US-Dollar. Sie wurde 2004 in Miami gegründet und ist bereits seit einigen Jahren mit dem gleichnamigen Onlineshop in Kuba präsent. Im Jahr 2021 wurde die Lizenz für den Onlineshop erweitert. Die Bezahlung erfolgt entweder über ausländische Kreditkarten oder kubanische Devisenkonten (auf Kuba MLC, „moneda libremente convertible“, frei konvertierbare Währung genannt). Weitere Details über den Fahrzeugimport listet das Unternehmen auf einer neuen Unterseite zum Thema.

Am 1. März diesen Jahres hatte Kuba den gewerblichen Autohandel erleichtert. Im Rahmen des „Dekret 83“ wurde der Verkauf von Neu- und Gebrauchtfahrzeugen an staatliche wie private Unternehmen, Kooperativen und ausländische Firmen zu Großhandelspreisen ermöglicht, was auch Nutzfahrzeuge wie schwere LKWs und Busse einschließt. Zudem dürfen sämtliche wirtschaftlichen Akteure seither untereinander mit Fahrzeugen aller Art handeln.

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3 Gedanken zu “Onlineshop darf erstmals US-Fahrzeuge in Kuba verkaufen

  1. Aus Sicht der USA ist es nicht einmal verwunderlich, dass so etwas nun möglich wird. Stoßrichtung der Sanktionen war es schon immer, den Staat als politischen Repressor und wirtschaftlichen Akteur zu treffen, wie z.B. das GAESA-Konzern-Imperium der kubanischen Streitkräfte und nicht private Akteure, auch wenn sich das nicht ausschließen ließ. Leider wird Hugo Cancio auch mit diesem Geschäftsbereich zu einem quasi Monopolisten auf der Insel. Letztlich trug wohl eher die Öffnung dieser Möglichkeit auf kubanischer Seite dazu bei.

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