Das Internet auf Kuba könnte schon bald schneller werden, denn das Land stockt erstmals seit einem Jahrzeht seine Bandbreite deutlich auf. Wie der staatliche Telefonversorger ETECSA bekannt gab, wurde mit dem französischen Mobilfunkbetreiber Orange ein Abkommen zur Errichtung eines neuen Glasfaserkabels geschlossen.
Die Unterwasserleitung soll das französische Übersee-Département Martinique mit der westkubanischen Stadt Cienfuegos verbinden und trägt den Namen „Arimao“. Für die Bauausführung verantwortlich ist die Orange-Tochterfirma „Orange Marine“. Wie ETECSA erklärte, seien alle notwendigen Genehmigungen bereits erteilt worden. Die Fertigstellung ist für das kommende Jahr 2023 geplant. Damit soll die Netzkapazität des Landes „erweitert und diversifiziert werden“, heißt es in der Pressemitteilung. Wie kubanische Medien berichten, ist der Baustart des 2500 Kilometer langen Kabels bereits am Donnerstag erfolgt.
Die Vereinigten Staaten hatten zuvor einen Vorschlag abgelehnt, die Insel an eines ihrer Unterseekabel anzuschließen. Der Antrag wurde von der US-Kommunikationskommission FCC aufgrund „inakzeptabler Risiken“ mit Blick auf die nationale Sicherheit zurückgewiesen. Die kubanische Regierung stelle eine „spionageabwehrtechnische Bedrohung“ für die USA dar, heißt es in der Begründung. Seit 2016 verbindet Kuba und die USA das „GTMO-1“-Unterseekabel über die US-Marinebasis in Guantánamo, die Leitung ist für kommerzielle Nutzung gesperrt. Darüber hinaus verlaufen mehrere Unterseekabel zwischen Florida und Mexiko entlang der kubanischen Nordküste. „Das ist also die Art und Weise, mit der die US-Regierung ihrem selbst gesteckten Ziel, die Internetnutzung in Kuba zu fördern, nachkommen will“, erklärte Kubas Vizeaußenminister Carlos Fernandez de Cossio auf die Ablehnung.
Kuba war lange Zeit bei der Internetversorgung ausschließlich auf teure und schmale Satellitenverbindungen angewiesen. 2013 konnte mit der Inbetriebnahme des „Alba-1“ Unterseekabels aus Venezuela die bis dato verfügbare Bandbreite um den Faktor 2000 erweitert werden. 2015 wurden die ersten WiFi-Parks im öffentlichen Raum geschaffen. 2017 hat der Ausbau von DSL-Heimanschlüssen („Nauta hogar“) begonnen, 2018 folgte die Einführung des schnellen Mobilfunkstandards LTE. Während der Ausbau der DSL-Anschlüsse aufgrund des großen Investitionsbedarfs außerhalb von Ballungszentren nur langsam vorankommt, wird das mobile Internet heute von mehr als 7 Millionen Kubanern genutzt. Das kleinste 1-GB-Datenpaket kostet heute 100 Pesos, ca. 80 Cent. Die Netzabdeckung beträgt rund 85 Prozent der Landesfläche.
Eine Maßnahme soll den Ausbau in den kommenden Monaten trotz beschränkter Mittel weiter vorantreiben: Mit schrittweisen Abschaltung des analogen Fernsehsignals wird das 700-Mhz-Frequenzband für den Mobilfunk freigegeben, was die 4G-Abdeckung vor allem im ländlichen Raum erhöhen dürfte. Den Anfang machte am 3. Dezember die Provinz Pinar del Río.
Mittlerweile ist das Alba-1-Kabel in Santiago de Cuba, trotz Ergänzung um eine Zweigstelle nach Jamaica, an seinen Kapazitätsgrenzen angelangt. Mit der zusätzlichen Leitung aus Martinique könnten Qualität und Verfügbarkeit des Internets in Kuba nochmal einen deutlichen Schub erleben. Neben der Bandbreite dürften sich auch die Latenzzeiten, insbesondere für Echtzeitanwendungen wie Videotelefonie relevant, mit dem zusätzlichen Glasfaserkabel verbessern.
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